SCHNITTMENGE

 

Ausstellung im Kunstverein Ebersberg

mit Dorothee Herrmann

 

Einführung Florian I. Arnold, Autor und Künstler

11. Oktober bis 1. November 2015

 

 

Ausstellung Kunstverein Ebersberg
Ausstellung Kunstverein Ebersberg
Ausstellung Kunstverein Ebersberg
 
 
 

Süddeutsche Zeitung Ebersberg 7.10.2015

 

Ebersberg Unbekanntes Dickicht

 

Von Rita Baedeker, Ebersberg
 

Die künstlerische Schnittmenge, die es zwischen Dorothee Herrmann und Brigitte Heintze gibt, ist auf den ersten Blick schwer auszumachen. Die eine hält den Besucher mit ihren Arbeiten auf Distanz, Berühren verbietet sich angesichts der spitzigen Stacheln von selbst. Die andere hingegen lädt dazu ein, unter die Oberfläche zu blicken und zu schauen, welche Strukturen und Fundstücke es da zu entdecken gibt. Ihrer Gemeinsamkeiten wegen haben sich beide zusammen für die nächste Ausstellung in der Alten Brennerei beworben. Der Titel "Schnittmenge" soll diesen gemeinsamen Ansatz um Ausdruck bringen. Eröffnet wird am kommenden Samstag, 10. Oktober, um 18 Uhr.

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Das Kleine und Seltsame, es hat auch in Brigitte Heintzes Werk Gewicht. Eines ihrer Themen in dieser Ausstellung ist "Heimat". Und da Heimat kein unbeschriebenes Blatt sein kann, sondern eine Fülle von Assoziationen, sich überlagernder Erinnerungen und Bilder in sich birgt, arbeitet die Zeichnerin und Grafikerin mit benutzten Bildträgern, die eine Geschichte haben, mit alten Papieren, Leinwänden, Dias. Etwa bei der Installation "Heimat". Sie hat alte Dias von ihren Reisen aufgeschnitten, mit anderen Dias kombiniert und mit Filzstiften bemalt. Die sich überlagernden Motive projiziert sie auf Styroporplatten. Diese spalten die Bilder in mehrere Teile und verstärken so die räumliche und verfremdende Wirkung der Dias. Das Motiv verwandelt sich dabei fortwährend und schafft neue Zusammenhänge, so wie auch die Zeit Erinnerungen verändert und Dinge zum Verschwinden bringt.

"Verschwundene Dinge" lautet auch der Titel einer zweiten Werkgruppe mit Drucken, deren Platten sie immer wieder überzeichnet.

Künstlerisch bewegt Heintze sich zwischen Heimat und Fremde. Bei Reisen nach Japan und Brasilien sowie einem Aufenthalt in Bulgarien, finanziert durch ein Stipendium, entstanden Bilder, bei denen das Kleine und Seltsame heraussticht. Bei den als Collagen angelegten Brasilienmotiven ist es das leuchtende Blau, mit dem man dort Armut und Trostlosigkeit überpinselt, ist es ein Ladenschild mit der Aufschrift "Geloeisca" ("Eis und Köder"), sind es Buden am Strand, die frittierten Fisch anbieten und mit gezeichneten Fischen, werben, die grinsend Geige spielen. Die Ebenen von Realität, die sich hier öffnen, beschreiben keine visuellen Eindrücke, sondern geben, wie die Künstlerin sagt, "eine tiefer gehende Vorstellung von dem, was das Leben ausmacht". Hier nun führen die so verschiedenen Wege der beiden Künstlerinnen zusammen.